Demokratie

Der Münchner Soziologe Armin Nassehi schreibt mit zwei anderen Autor*innen den „Montagsblock“ des Kursbuchs. Heute behandelte er anhand des Beispiels USA die Demokratie und sagte: „(…) worin eine der Grundbedingungen demokratischer politischer Praxis liegt, nämlich darin, die Opposition als Teil legitimer Staatlichkeit zu institutionalisieren und staatlich zu schützen.“ - Wenn die Regeln nicht (mehr) befolgt würden, wenn Opposition als Widerstand gegen den Staat begriffen würde, dann herrsche das Recht des Stärkeren. - Vielleicht ein Bild, das man bei Aktionen für Demokratie verwenden kann. https://kursbuch.online/montagsblock-344/

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Vielleicht, lieber @jplie , darf ich deinen Thread nutzen, um generell einen Aufschlag zu machen?
Mich würde interessieren, was für demokratiefördernde Veranstaltungsformate die Kolleg:innen in diesem Forum schon durchgeführt haben, bzw. planen.
In Berlin sind 2026 wieder Wahlen und ich denke, wir werden in vielen Bezirken - und auch generell vom VÖBB - Veranstaltungen finden, die sich mit Demokratie, Wahlen etc. auseinandersetzen.
Auf dem bibliothekspolitischen Bundeskongress vor zwei Wochen waren sich die Beteiligten weitestgehend einig, dass Demokratieförderung ohne die Begriffe Demokratie und Förderung funktionieren sollte :slight_smile:
Ich bin gespannt, ob es da subtilere Methoden bei den Kolleg:innen hier gibt!
LG

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Lieber Tobias,

vor den AGH Wahlen in Berlin haben in früheren Jahren die bibliothekarischen Verbände immer Wahlprüfsteine an die Parteien geschickt, die sich zur Wahl stellen. Der Berliner BIB-Vorstand wird ja im Frühjahr neu gewählt und ich würde sehr freuen, wenn der neue Vorstand sowas oder etwas zeitgemäßes wieder macht. Demokratiefördernd ist es, sich für den neuen Landesgruppenvorstand zur Wahl zu stellen und dann dort die Initiative für z.B. Wahlprüfsteine zu ergreifen. Ich finde es auch demokratiefördernd, im Verband, im Betrieb, im Kiez demokratische Strukturen zu leben und zu schützen. Das heißt, Verbandsgremienarbeit und Betriebsratsarbeit zu schätzen und ernst zu nehmen, kommunale Abgeordnete und Verwaltungsleute in die kulturelle Arbeit, die Bildungs- und Informationsarbeit einzubeziehen, Vereine ohne bürokratische Hürden in Bibliotheken und Schulen mitwirken zu lassen. Ein Beispiel: Vereine sollen bei uns im Bezirk für die Nutzung einer Schulaula zur Kiezversammlung eine Gebühr zahlen. Das fördert Demokratie nicht, denn das schreckt die Initaitive der Menschen hier ab, sowas zu veranstalten. Auch BIbliotheken könnten kostenfrei Räume zur verfügung stellen udn sich bei den Verwaltungen dafür einsetzen, dass sie es dürfen.

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Lieber Tobias,
kennst du das Format “Sprechen und Zuhören” schon?
Beim Bibliothekskongress gab es eine Session zum Ausprobieren und ich war direkt Fan.

Falls du es noch nicht kennst, erzähl ich gern ein bisschen darüber bei Bedarf.

Es gibt Online-Sessions (immer der 1. Mittwoch im Monat), bei denen ich schon dabei war.

Hier die Sessions:

Und hier Fortbildung zum Format:

Betzavta ist auch ein tolles Format. Ich suche seit Jahren jemand, der oder die mich fortbilden könnte, aber alle Mails, die ich dazu schon geschrieben habe, blieben unbeantwortet.

Würde ich gern verlinken, das System sagt aber, dass ich das als Neuling nicht darf. :wink: Die Suchmaschine deiner Wahl kennt Betzavta aber.

Viele Grüße nach Berlin!

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Wie bieten das Format “Sprechen & Zuhören” seit September 1xMonat als offenes Angebot an. Es sind bisher immer nur kleine Runden, aber unser Ziel ist es erst einmal, dieses Format in der Gütersloher Gesellschaft bekannt zu machen. Ein nächster Schritt ist dann die Moderatorenausbildung von Interessierten, so dass das Format in unterschiedlichen Umgebungen (Vereine, Nachbarschaften, Firmen,….) als Dialogformat genutzt wird.

Ich weiß, dass es auch in der StB Hannover angeboten wird.

Liebe Grüße

Silke Niermann / Gütersloh

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Liebe Jana,
danke für deinen Beitrag.
Da ist viel “Bibliotheksbubble” drin. Tatsächlich finde ich die BIB-Vorstandswahlen an dieser Stelle nicht so wichtig, da es sich ja nicht auf unsere Besucher:innen auswirkt.
Auch gibt es bereits viele Bibliotheken, die ihre Räume kostenfrei zur Verfügung stellen.

Für mich ist die zentrale Frage: Was können wir als Bibliotheken beitragen, um die Demokratie in Deutschland zu stärken? Viele deiner Punkte, so empfinde ich das, sprechen diese Frage an - jedoch auf einer Metaebene. Spannend finde ich, was ich vor Ort direkt machen kann - und bisher noch nicht mache.

Mein lieber Chef hat mir davon erzählt. Tatsächlich wollen wir einen Förderantrag für 2026 stellen, der auch dieses Konzept integriert.
Mal schauen, was bei rumkommt.

Dazu hab ich gerade einen interessanten Artikel zu einer Studie im Kontext von Desinformation gelesen, der komplett anschlussfähig ist beim Recht des Stärkeren.

Zitat:
”Jede Handlung, jede Information wird danach bewertet, ob sie als „Nachgeben“ gegenüber einem äußeren Einfluss oder als Akt der Stärke und Unabhängigkeit interpretiert werden kann. Das bewusste Ignorieren von Fakten und das Beharren auf einer widerlegten Behauptung wird so zu einer Machtdemonstration.”

Quelle:

Ich bin an der Stelle momentan viel am Nachdenken und ehrlicherweise ein bisschen verzagt. Faktenchecken kann allerspätestens seit KI nicht mehr als wirksame Strategie gegen Desinformation gesehen werden. Wichtiger fand ich immer schon Prebunking und Kenntnis von Mechanismen wie confirmation bias.

Der Befund in dieser Studie geht ja aber sogar noch weiter und sagt, dass jeder vernunftgesteuerte Versuch zum Scheitern verurteilt ist, wenn das Gegenüber mit Beharren reagiert, “gewinnen” will und auf die Diskursebene gar nicht einsteigt.

Andere mögliche Werkzeuge haben in meinen Augen dann mehr mit Psychologie und weniger mit der Medienkompetenz zu tun, die Bibliotheken liefern können.

Wie seht ihr das? Was können Bibliotheken tun gegen das Recht des Stärkeren?

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Ich fühle mich, vor allem seit dem massiven Vordringen von KI-Produkten arg überfordert. Meine jungen Kolleginnen würden den Begriff “lost” nutzen.
Es ist doch zunehmend schwierig, Informations- und Medienkompetenz zu vermitteln, wenn

a) die Angebote sich so rasant entwickeln und ausbreiten und
b) unsere Profession mit Social Media und anderen Online-Diensten, wie Chatgpt nicht konkurrieren kann.

Das größte Problem ist ja erstmal, dass die Leute zu uns kommen müssen, damit wir sie erreichen können. Und dann braucht es zielgruppenspezifische Angebote. Hier fehlt es ja dann leider häufig.

Was Du ansprichst ist ja dann nochmal krasser: Das Gegenüber sucht nicht mehr den Diskurs. Wir beobachten das ja wunderbar an dem derzeitigen US-Präsident, der bei mir schon zu einem absoluten Überdruss führt (= kann ich nicht mehr sehen).

Ich bin da - ehrlich gesagt - derzeit ziemlich ratlos….

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